Dass ich in den letzten Monaten vermehrt bei den Blackout Problems herumgeturnt bin, hat wahrscheinlich schon jeder von euch mitbekommen. In drei Monaten habe ich es zu vier Konzerten geschafft, davon zwei Festivals und zwei Tourkonzerte. Heute möchte ich euch zusammenfassend davon berichten, vergleichen und mein Fazit ziehen.
19.03.16 – Vortex, Siegen
Ganz aufgeregt fieberte ich dem Konzert schon länger entgegen, da ich die Jungs das letzte Mal im Oktober letzten Jahres in Köln gesehen hatte. Mit dem Auto ging es durch die hügelige, bewaldete Landschaft bis nach Siegen. Für mein altes Auto eine ziemliche Herausforderung, doch schlussendlich kamen wir gut an und begaben uns erst mal auf eine kleine Entdeckungsreise durch die doch noch sehr kalte Stadt.
Das Vortex, ein kleines rotes Haus, das hinter einem größeren Gebäude an den Schienen versteckt liegt, fanden wir erst nach längerem verwirrten umherlaufen. So hatte ich mir das Vortex nach dem Bekanntheitsgrad doch etwas größer vorgestellt.
Da wir aus Sicherheitsgründen mehr Anreisezeit eingeplant hatten, machten wir uns erst mal auf die Suche nach dem nächsten Burger King und verliefen uns glatt. Schlussendlich aufgewärmt und satt ging es zum Vortex zurück. Dort lief während des Einlasses noch der Soundcheck der Band "Kompass", einer der beiden Vorbands. Ich sicherte mir erst mal einen guten Fotoplatz vor der Bühne und nutzte die verbleibende Zeit um mich am Merchandise Stand umzuschauen. Hier fand ich passend zum neuen Album "Holy" eine Menge neuen Merch und den äußerst netten Paul von "Final Chapter" vor. Am tollsten fand ich die Idee, Fotos vom Konzert direkt mit einem kleinen Drucker auszudrucken und als Erinnerung zu verkaufen.
Als die erste Band zu spielen begann, begab ich mich zu meinem Platz zurück. Nach dem zuletzt vollkommen ausverkauften Konzert im Underground irritierte mich die Menge an Leuten, die sich nun eingefunden hatte doch sehr. Dies lässt sich aber ganz einfach damit erklären, dass Siegen sehr abgelegen liegt und die Blackout Problems mit ihrem ersten Gig in der Gegend dort noch nicht an so viel Bekanntheit gewonnen haben, wie in anderen Städten. Supportbands waren, wie schon genannt, "Kompass" und "Flyktpunkt".
"Kompass" sind eine deutschsprachige Band, die sich in der Richtung Pop/Rock einordnen lassen. Erst 2014 gegründet, haben die Jungs sich innerhalb eines Jahres schon einen Namen gemacht. Mir haben besonders gut die tiefgehenden und nachdenklichen Texte gefallen, wie zum Beispiel zum Song "Generation Beziehungsmensch". Auf jeden Fall eine Band, an der ich dran bleiben werde.
"Flyktpunkt" kommen aus Berlin und sorgten mit ihrem Namen an dem Abend doch für einige Probleme mit der Aussprache, obwohl es sich dann doch ganz normal "Fluchtpunkt" ausspricht. Auf ihrer "Bandcamp" Seite wird ihre Musikrichtung als "Emo Punk" umschrieben. Das erklärt auch, warum mir eine Einordnung so schwer fiel. Flyktpunkt haben ihren ganz eigenen Stil. Meinen Geschmack trafen sie nicht ganz, aber musikalisch macht die Band ihre Sache wirklich gut und für Liebhaber dieser Richtung auf jeden Fall empfehlenswert.
Dann endlich ertönt das Intro von "One" passend zum neuen Album "Holy", von dem auch das Cover auf dem Banner zu erkennen ist. Die Jungs springen auf die Bühne und bieten über eine Stunde lang eine rasante Show, in der auch alle neuen Lieder gespielt wurden. Auf mich wirkte das ganze nicht ganz so euphorisch, wie ich es von ihnen gewohnt bin, was aber nur an der beklemmenden Stimmung im Club liegen konnte. Nur wenige Leute konnten mitsingen und so richtig „tanzbereit“ war die kleine Menge dann auch nicht. Den Stein gilt es erst mal aufzulockern.
Trotzdem zeigten die Jungs was sie drauf haben und bauten wieder eine Menge toller Publikumsaktionen in ihre Show ein. Das Crowdsurfen von Mario (Sänger) bestand allerdings eher aus einem Herumtragen einer einzelnen Gruppe von Leuten. Hierbei kletterte er allerdings fast an der Decke rum, was schon ziemlich beeindruckend und verrückt aussah. Die Momente, in denen Mario einzeln oder die ganze Band in der Menge spielten, fühlten sich bei so wenig Publikum allerdings noch intimer und fesselnder an. Am Ende riss "How should I know" dann doch noch alle Blockaden nieder und es bildete sich in der Mitte ein kleiner Moshpit.
Für mich war das ein kleiner Vorgeschmack auf die größeren Shows die noch folgen sollten und steigerte meine Vorfreude nur noch mehr.
3.04.16 – Green Juice Special, Brückenforum Bonn
Beim Green Juice Special war ich als Helfer am Merchandise Stand und als Fotografin unterwegs, deshalb hatte ich vorher auch nicht damit gerechnet, dass es doch noch zu einem meiner Highlights der Blackout Problems werden sollte. Im fliegenden Wechsel schaffte ich den Spagat zwischen "Merch-Stand" und Fotograben. Da kann man echt von Glück sagen, dass sich beides im selben Raum befand.
Schon vor den Blackout Problems spielten tolle Bands wie "Heldenviertel", "Astairre" und "Radio Havanna". Zudem war im Eingangsbereich noch eine kleine Akustikbühne aufgebaut, auf der gleichzeitig Programm stattfand. Die Location erwies sich als ideal zum Fotografieren. Trotz großem Publikum bekam man von allen Seiten, sowie von oben von der Tribüne aus einen tollen Winkel zur Bühne, was für viele tolle, unterschiedliche Fotos sorgte.
Auf "Astairre" hatte ich mich auch schon besonders gefreut. Es war für mich ein kleiner Trost dafür, dass ich eine Woche später die Release Party zu "Solange wir noch funktionieren" verpassen sollte, da ich mir vor langer Zeit bereits Tickets für "Itchy Poopzkid" gekauft hatte. Zum Glück hatte die Band die neue Scheibe schon im Gepäck und so konnte ich mir diese direkt zulegen.
Als die "Blackout Problems" auf der Bühne standen, war die Stimmung im Raum zum Explodieren. Fans und Band gaben alles. Nachdem ich für drei Songs im Fotograben war und danach noch schnell eine Runde durch den ganzen Raum gedreht hatte, drückte ich meine Kamera Freunden aus der Crew in die Hand und sprang in die Menge. Meine Schicht am "Merch" war zum Glück geplanter Weise schon vorbei, sodass ich unbedenklich feiern konnte.
Es macht viel aus, wenn so viele Menschen ausgelassen mitsingen und Spaß haben. Eine ganz andere Atmosphäre, die auch die Laune der Band stark beeinflusste. Ich habe Mario bei noch keinem Auftritt so viel lachen gesehen, wie bei diesem. Eine Gruppe von Fans hatte sogar eine Konfettipistole dabei, andere wiederum surften lieber über die Menge.
Ich hüpfe so aktiv durch den Pit, dass ich schnell merke, eindeutig das falsche Outfit gewählt zu haben. Mit so viel Ekstase hatte ich einfach nicht gerechnet. Meine Stoffschuhe waren schnell komplett durchnässt, meine Füße plattgetrampelt und meine enge, feste Jeans schnürte mir bei so viel Hitze die Beine ab. Dies hielt mich aber noch lange nicht davon ab, den Auftritt bis zum letzten Ton voll zu genießen. Meine Euphorie stieg bis ins Unendliche an und ich brauchte nach dem Ende lange, um wieder zu Luft zu kommen. Für mich die beste Band des Abends. Selbst "Heisskalt", der Hauptact des Abends, konnten diese fantastische Performance einfach nicht toppen und dieser Meinung war nicht nur ich.
22.04.16 – Zakk, Düsseldorf
Zur Abwechslung machte ich mich mal alleine auf den Weg, da ich direkt am nächsten Tag noch weiter zu einem Konzert nach Oberhausen fahren wollte. Was mich aber auch nicht groß störte, denn wenn man alleine unterwegs ist, dann lernt man immer viel mehr Leute kennen. So unterhielt ich mich zu Beginn lange mit Paul über unsere Kameras und kaufte mir noch ein zweites T-Shirt. Das tolle an dem ganz neuen Tourshirt war, dass davon ein Teil der Einnahmen an "Viva Con Agua" gespendet wurde. Später traf ich auch noch auf eine super nette Gruppe von Fans, mit denen ich mich direkt auf Anhieb super verstand.
Als Support dabei waren Coppersky, eine Rock-Band aus Holland, die dem Publikum schon mal ordentlich einheizten. Richtig toller Rock 'n' Roll mit dem gewissen Etwas im Gesang. Hat mir wirklich gut gefallen. Die Herren kommen dieses Jahr noch öfters in Deutschland vorbei, besucht sie doch mal bei einer ihrer Shows.
So ist die Stimmung schon außer Rand und Band, als die Blackout Problems am Zug sind. Zu ihrem vorletzten Konzert der "Holy"-Tour gaben sie nochmal richtig Gas.
Alle Fans sind mit Herzblut dabei, singen mit und starten tolle Aktionen. Manche setzen sich auf die Schultern, andere schmeißen Konfetti. Bei "Into the wild" setzen sich alle auf den Boden und die Band ist still. Irgendwann sagt Mario: "Wenn das Leben euch das nächste Mal fickt, dann denkt genau an diesen Moment!". Dann setzt die Band wieder ein und alle springen auf. Eine absolut wilde, fantastische Party.
Auch wenn die Tour schon länger läuft und einige der Band mit Erkältung zu kämpfen hatten, so verloren sie doch nie ihren Spaß an der Sache. Mario war während dem Konzert sogar für eine Zirkuseinlage zu haben und fing Weintrauben aus der Luft mit dem Mund auf. Michael (Drums) sagte mir nach dem Konzert, dass er noch Monate so weiter machen könnte.
In einer Spielpause bedankte sich Mario bei seinen Fans fürs Kommen. Es werden keine langen Zwischenreden gehalten oder schwache Witze gezogen. Er findet spontan und super authentisch immer nette Worte für sein Publikum. Immer passend und individuell zur Situation. Das macht die Band so super sympathisch.
So war der Abend doch ein Sturm an guter Laune, alle meine Lieblingssongs wurden gespielt und Turnaktionen von Mario samt Discokugel gab es auch noch oben drauf.
Aber eine Frage bleibt offen:
Wie hält Mario es auf der Bühne nur immer in seinen dicken Pullis aus?!^^
25.05.16 – Hessentag, Herborn
Auch heute nahmen wir mal wieder einen ganz schönen Weg auf uns. Doch der Hessentag als Riesenveranstaltung an sich reizte uns schon. Zudem waren wir vor zwei Jahren schon einmal bei dem wirklich tollen "Wavesound Festival" in Herborn gewesen. Die Organisatoren dort machen ihre Sache wirklich ausgesprochen gut.
Wir kamen also bei bestem Wetter in Herborn an und gönnten uns erst mal ein Eis. Meiner Meinung nach die tollste Eisdiele, bei der ich je war, denn es wurden Sorten wie "Marzipan" oder " Joghurette" angeboten. Es war viel los, aber da die ganze Stadt Veranstaltungsort war, verteilten sich die Massen wunderbar. Nach erstem Erkunden bot sich uns eine Mischung von Konzerten, Rummelplatz, Messe, Flohmarkt und Sportveranstaltung. Selbst ein Indianerzelt und ein Riesenrad waren für die zehntägige Veranstaltung aufgebaut worden. Wir hätten länger als einen Tag dort verbringen müssen, um wirklich alles sehen zu können.
Nachdem wir gegessen, erkundet und an einem Gewinnspiel teilgenommen hatten, war unser Ziel die Junge Bühne. Hier sollten heute unter anderem Blackout Problems und Turbostaat spielen. Da wir aber noch Zeit hatten, nahmen wir erst mal in der gemütlichen "Lounge" Platz. Ein Zelt, in dem aus Paletten angefertigte Sofas mit Kissen standen.
Vor Blackout Problems spielte eine Band namens "Thekenpoet". Eine deutschsprachige Rockband, deren Texte direkt ins Ohr gehen. Vollgepackt mit Gefühl sprechen sie jeden an. In Nachhinein durfte ich in die EP reinhören. Live sind die Jungs auf jeden Fall zu empfehlen und auch die Lieder können sich sehen lassen. Für die nächste CD ist aber qualitativ noch Platz nach oben.
Nach einem besonders langen Soundcheck und verzögerter Spielzeit kamen dann die Blackout Problems auf die Bühne. Beim ersten Song sprang Mario direkt ins Publikum und versuchte einzelne Leute vor die Bühne zum Mitmachen zu bewegen. Die Band wirkte nach den anfänglichen Strapazen doch leicht angespannt.
Nachdem ich ein paar Lieder im Fotograben rumgeturnt war, gesellte ich mich zu meinen Freunden vor der Bühne und versuchte die Stimmung mit aufzuheizen. Dies gelang uns auch teilweise und es gab immerhin einen "Moshpit", sowie einen "Mini-Circle-Pit". Wir hatten wirklich großen Spaß und sangen so laut wir konnten.
Leider musste Blackout Problems schon viel zu früh die Bühne räumen und konnten ihr Set so nicht mehr zu Ende spielen. Wir protestierten erfolglos, indem wir alle zusammen "How should I know" anstimmten. Von den wichtigen Liedern fehlten leider noch zu viele.
Trotzdem war es ein toller Tag und ich räumte nachher noch mit den Mädels bei Paul den Merchandise Stand leer. Dann machten wir uns, nachdem wir noch Turbostaat angeschaut hatten, auf den Heimweg.
Fazit:
Blackout Problems sind einfach eine fantastische Liveband, die ihre Besonderheit behält und immer für eine Überraschung gut ist. Dabei toppen sie sogar Bands wie Heisskalt. Sie wirken auf der Bühne nicht aufgesetzt oder abgehoben und wiederholen nicht bei jedem Gig die selben Sprüche und Witze, wie es teilweise andere Bands tun. Das weiß ich wirklich sehr zu schätzen. Für mich sind sie mittlerweile genau so wichtig geworden, wie zum Beispiel Itchy Poopzkid. Vielleicht sogar noch etwas wichtiger.
Die zwei Top Gigs für mich waren das Green Juice Special in Bonn und der Tourgig im Zakk in Düsseldorf. Der eine im Flair eines Festivals und explodierend vor guter Stimmung. Der Andere, weil die Fans die Band so gefeiert haben, dass ein enges, gemeinschaftliches Gefühl entstand, welches einfach nur wunderschön war.
Das ganze Set umfasste insgesamt 17 Songs, darin enthalten waren alle Songs des neuen Albums "Holy", in welches ihr unbedingt mal reinhören solltet. Es ist ein lauter Aufschrei gegen das System und das sture Verhalten der Gesellschaft. Ein Weckruf.
Und zum Schluss hier noch "One" zum reinhören:
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